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Initiative Stolpersteine in Pforzheim


Bitte anhören: Stolperstoi von und mit Dieter Huthmacher


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Früher wohnten sie in ihren Häusern, vielleicht nebenan, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung. Auch in unserer Stadt. Immer weniger Menschen erinnern sich noch daran.

Seit langem wissen wir, dass damals neben dem millionenfachen Mord an europäischen Juden auch Sinti und Roma, geistig behinderte Menschen, psychisch Kranke, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und politisch Verfolgte zu den Opfern zählten.

Die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft ging der Auseinandersetzung mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit lange aus dem Wege. Weder das Ausmaß der Vernichtung noch die grausamen Begleitumstände wurden somit angemessen verarbeitet.

Jahrelange Nachforschungen engagierter Bürgerinnen und Bürger haben zu verwertbaren Informationen über die Opfer des NS-Regimes in Pforzheim geführt – unterstützt durch das Stadtarchiv Pforzheim.

2007 fand die private Initiative Stolpersteine Trägerschaft durch die Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim und anschließend die offizielle Unterstützung durch den Gemeinderat der Stadt Pforzheim.

Die ersten Stolpersteine wurden in Pforzheim am 13. März 2008 auf dem Platz der Synagoge verlegt. Der Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Pforzheim, ein evangelischer und ein katholischer Geistlicher sprachen im Andenken an die Opfer Gebete.

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Als der Kölner Künstler Gunter Demnig im Jahre 1993 sein Projekt Stolpersteine  entwickelte, wollte er vor allem in der jüngeren Generation ein neues Bewusstsein schaffen für einen versöhnlicheren Umgang mit der Last der Vergangenheit.

Künstlerisch gestaltete Pflastersteine werden in Gehwegen verlegt, in unmittelbarer Nähe zu den damaligen Wohnungen der Opfer.

Auf jedem Stolperstein stehen Name, Lebensdaten und Schicksal des Opfers.

Diese Biografie entreißt die Toten ihrer ausschließlich numerischen Betrachtung durch die NS-Bürokratie und gibt ihnen ihre menschliche Würde zurück. Nicht als Grab- oder Gedenkstätten sind die Stolpersteine gedacht. Sie wollen nicht die einstigen Täter anprangern oder gar eine ganze Generation von Mittätern belasten.

Als Stolpersteine im übertragenen Sinn fordern sie unsere Aufmerksamkeit im Vorübergehen. Stolpersteine wollen Fragen und Diskussionen zum NS-Regime auslösen und die Erinnerung an seine Opfer aufrecht erhalten.

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Vielfach haben Pforzheimer Schulklassen Stolperstein-Projekte ausgeführt und dabei lokale Vorgänge aufgedeckt.

Auffallend ist die Betroffenheit, mit der junge Menschen 70 Jahre nach KZ und Holocaust das Schicksal der Opfer nachempfinden und darüber nachdenken, wie das alles überhaupt möglich wurde.

Oft wird berichtet, dass so ein neues Bewusstsein für demokratische Wachsamkeit und Zivilcourage gewachsen ist.