Dieter Huthmacher
STOLPERSTOI
Hend ihr die Selma Fleischmann kennt,
hier hot se gwohnt em Haus,
mit ihrem Mann, dem Samuel, em dritte Stock hentenaus.
Die Zwoi hen koine Kender ghet,
wohl aber die Metzgerei
em Erdgeschoss, zwei Stiege nauf, vielleicht warets au drei.
Em Haus danebe, uf em gleiche Stock,
mit Fleischmanns Wand an Wand,
hen Laibles gwohnt, er war em Block als Blockwart wohl bekannt.
Aufrecht gehn goht net von alloi,
do brauchts manchmol en Stolperstoi,
damit mer net vergisst, grad heut, wie´s war zu jener Zeit.
Em November 38 dann
sen se komme en de Nacht,
ond hen aus Fleischmanns Metzgerei kurz mol Kloiholz gmacht.
Gsähe, ghört, hot niemand was,
plötzlich waret Fleischmanns fort.
Gwundert hot mer sich dann scho – grad gange ohne Wort.
Scho bald danoch, s hot net lang braucht,
ond Fleischmanns Metzgerei
zierte dann ein Schild drauf stand: Laibles Bäckerei.
Aufrecht gehn goht net von alloi,
do brauchts manchmol en Stolperstoi,
damit mer net vergisst, grad heut, wie´s war zu jener Zeit.
S Lebe isch halt nix, was bleibt
ond vor dem ganze Schmutz,
der nach wie vor noch obe treibt, gibt’s nirgendwo en Schutz.
Mit milde Auge guckt mer zu,
wie clever manche Leit,
ond au en aller Seeleruh, sich bereichere no heit.
Die Große gebe d Richtung vor,
die Kloine machet mit
ond von re erste Stimm zum Chor ischs bloß en kloine Schritt.
Aufrecht gehn goht net von alloi,
do brauchts manchmol en Stolperstoi,
damit mer net vergisst, grad heut, wie´s war zu jener Zeit.
©® 2015 Dieter Huthmacher