Werner Siegfried Reinheimer
geb. 20. Dezember 1912 in Pforzheim, Jude. Sohn von Hermann und Mina Reinheimer. Er besucht die Friedrich-Oberrealschule, das heutige Hebel-Gymnasium. Als er gegen antisemitische Äußerungen eines Lehrers über einen jüdischen Mitschüler protestiert, schlägt ihn der Lehrer mit einer Rute. Werner Reinheimer setzt sich körperlich zur Wehr und schlägt zurück. Daraufhin wird ihm die Zulassung zum Abitur verweigert. 1929 beginnt er eine kauf-männische Lehre bei der Firma L. S. Mayer GmbH in Pforzheim. Nach der Lehre wird er Reisender für Schmuckwaren für seine Lehrfirma. Er ist Mitglied der jüdischen Jugendbewegung „Kameraden“ und später bei der Sozialistischen Arbeiter-Jugend SAJ. 1931 schließt er sich, wie viele der Jungsozialisten, der Sozialistischen Arbeiter-Partei (SAP) an. Die SAP versucht eine Einheitsfront der Arbeiterparteien und Gewerkschaften gegen die faschistische Gefahr herzustellen. Er spricht bei öffentlichen Versammlungen für die SAP und nimmt an Anti-Nazi-Demonstrationen teil. Zusammen mit Karl Schroth schreibt er Texte für die „Roten Trommler“ und gerät so in die Schusslinie des politischen Gegners. Er bekommt im Sommer 1932 Morddrohungen und nachgedruckte Fahrkarten „Ab nach Jerusalem!“ Im Februar 1933 bekommt Werner Reinheimer „Besuch“ von der Gestapo und wird für kurze Zeit festgenommen, da die Nationalsozialisten bei ihm Gelder und Druckmaschinen der illegalen Partei vermuten. Seine geschäftlichen Kontakte und Auslandsreisen nutzt er für Kurierdienste zur SAP-Zentrale in Paris. Am 1. November 1935 flieht er über die Grenze nach Frankreich, da seine Existenz als Reisender in Sachen Schmuck unmöglich wird. Am 4. November verlässt er Frankreich per Schiff nach Brasilien. 1980 kommt es in Pforzheim noch einmal zu Zusammentreffen von Kurt Baruch, Karl Schroth und Werner Reinheimer im Kreis der noch lebenden Nazi-Gegner der SAP. Werner Reinheimer gehört zu der ersten Gruppe ehemaliger jüdischer Bürger, die die Stadt Pforzheim in ihre frühere Heimat einlädt. Er stirbt am 23.10.1992 in Brasilien.
Pate: Albert Ebel