Gerhard Kuppenheim
geb. 28. November 1922 in Pforzheim, 1923 getauft. Jüngster Sohn des international bekannten Gold- und Silberwarenfabrikanten Hugo Kuppenheim und seiner zweiten Ehefrau Anita. 1933 kommt Hitler an die Macht. Gerhard erlebt die Entrechtung Deutscher mit jüdischen Wurzeln hautnah: Onkel und Halbschwester verlieren die Arbeitsstellen, eine Tante und ein Cousin entgehen 1934 knapp der Festnahme durch die Gestapo. Gemäß den 1935 verkündeten Nürnberger Gesetzen wird Gerhard zum „Halbjuden“. Deren rechtliche Lage ist durch zahlreiche Einschränkungen geprägt, so muss er mit 14 Jahren die Schule verlassen und mit 16 ½ droht ihm Zwangsarbeit. Am 13. August 1938 wird sein Vater Hugo in den Selbstmord getrieben. Die Pogromnacht im Herbst macht deutlich wie bedrohlich die Lage für „Nichtarier“ wird, zudem nicht zu übersehen ist, dass ein Krieg bevorsteht. Seine Mutter schickt ihn daher Mitte Mai 1939 mit einem Transport nach Großbritannien, das sich bereit erklärt hat, 10.000 Kinder aufzunehmen. Er kommt in eine Pflegefamilie in London, besucht eine technische Schule, findet Arbeit bei einer Radiofirma. Nach Kriegsausbruch wird er als Deutscher zum feindlichen Ausländer erklärt und interniert. Mitte Juli 1940 nutzt er eine Gelegenheit, sich mit 3000 anderen Internierten auf dem Truppentransporter Dunera nach Australien einzuschiffen. Die Australier denken, es handle sich um Kriegsgefangene, d.h. um Nazis, und internieren sie. Als sich herausstellt, dass sie Flüchtlinge mit darunter zahlreichen Juden sind, verlangt Canberra von London deren Rücknahme, was mangels Schiffen nicht stattfindet. Nach Japans Angriff auf Pearl Harbour im Dezember 1941 wird den Internierten vorgeschlagen, sich freiwillig zur Armee zu melden und so ihre Freiheit zu erlangen. Gerhard ergreift diese Chance und dient 18 Monate. 1945 ändert er seinen Namen in Gerald Cunningham und wird australischer Staatsbürger. Er stirbt am 18. März 2009 bei Melbourne. (Text: Caroline Kuppenheim)
Pate: Sabine Herrle + Caroline Kuppenheim